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Bahnhofsatmosphäre

(Eine Parabel von Ingo Wölbern, verfasst am 24.07.1988)




Kahler, nackter Beton betäubte die Sinne des Wartenden, während geräuschlos die Zeiger der Bahnhofsuhr die Zeit verrieten. Mit jedem Zug, der einfuhr, zog die Zeit an dem wartenden Manne vorbei, da die Trennung nahte und endete, da die Ungewissheit, wie der Scheidende wohl mache oder die Kommende wohl verändert war, enden sollte und beginnen. Das Gefühl war unsicher und mulmig.
Der Zug hielt, und so stellte sich das üblich Kommen und Gehen ein, Menschen drangen aneinander vorüber, keiner kannte wen, doch alle kannten das Gefühl.

Allmählich übertrug sich diese Atmosphäre in alle Felder, wo es wuchs und gedieh, ruhte und siechte. Niemand wusste, was käme oder was sich in der Ferne zugetragen hatte, und alle warteten, wobei die Zeit verstrich.
Und der Wartende verspürte das Gefühl in dem, ihrer beider, Feld, und er wartete so lang.
Irgendwann würde er Gewissheit haben, und er sollte sich freuen, wenn er nicht warten müsse, sondern der Ankommende wäre.