Der Menschenkenner

(Eine Parabel von Ingo Wölbern, verfasst am 01.06.1988)

Es war dem Neider ein Dorn im Auge, dass der Menschenkenner die Menschen kannte, und er war auf der Hut, wie er es anstelle, sie alle so tief zu ergründen.
Auf einem Umtrunke, endlich, getraute er sich, ihn zu fragen, wie es sei. Der Menschenkenner jedoch erkannte wohl den Grund der Frage und antwortete: "Ich habe einen Verbündeten!", und deutete auf das Glas in des Neiders Hand.
Der errötete vor Scham, erblasste vor Neid.